100 Jahre Surrealismus
Vor einigen Tagen hatten wir bereits über André Breton und seine Umfrage zu Magie und Kunst, sowie deren Neuauflage berichtet. Dies ist kein Zufall, denn in diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des Surrealismus zum 100. mal. Die NZZ würdigt diesen Geburtstag mit dem Bericht über zwei Ausstellungen in Brüssel. Der Schriftsteller Saint-Pol-Roux hatte eine eigenartige Angewohnheit. Jeden Abend, bevor er schlafen ging, hängte er an die Tür seines Landhauses in der Bretagne ein Schild, auf dem zu lesen war: «Der Dichter arbeitet.» Überliefert hat diese Anekdote André Breton, der 1924 in Paris sein erstes «Manifeste du surréalisme» in Umlauf brachte. Das Schriftstück bedeutete die Geburtsstunde einer Bewegung, die im…
Kunst & Magie – André Breton
André Breton, der Gründer der surrealistischen Bewegung, wurde im Jahr 1953 von einem angesehenen französischen Verlag eingeladen, Antworten auf die Frage „Was ist ‚magische Kunst‘?“ zu finden. Diese Einladung war Teil einer ehrgeizigen mehrbändigen thematischen Untersuchung mit dem Titel „Formen der Kunst“, wobei die Magische Kunst (L’Art magique) als erste dieser Arbeiten gedacht war. Breton akzeptierte den Vorschlag, erkannte jedoch schnell die Schwierigkeiten, denn unter allen Kategorien, die die Serie untersuchen sollte, war ‚Magie‘ damals am wenigsten definiert. (Wir veröffentlichen hier den übersetzten Aufruf des Fulgur Press Verlages) In seinem ersten Ansatz empfand Breton, dass Magie in vielen Werken der Kunst aus archaischen und späteren Stammesgesellschaften implizit war und als…