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Björk und ihr TV – Lass dich nicht von Poeten anlügen

Manche Musiker sind überhaupt nicht wie die Lieder, die sie schreiben, und oft ist es wichtig, die Kunst vom Künstler zu trennen. Dann ist da noch der Fall von Björk.

Björk könnte müßig das Telefonbuch summen und es wäre ein Bjork-Song. Björk könnte an deine Tür kommen und um Spenden für die Reparatur der örtlichen Kirche bitten und es wäre ein Björk-Song. Sie macht nicht nur Kunst – sie verkörpert sie. Es gibt keine klare Grenze zwischen der Arbeit, die sie schafft, und der Art und Weise, wie sie sich in der Welt verhält oder wie sie spricht. Sie ist einfach die, die sie ist, die ganze Zeit, mühelos und unendlich.

Nur so lässt sich vielleicht das wunderbare Chaos eines Videointerviews aus dem Jahr 1988 erklären, in dem die isländische Singer-Songwriterin erklärt, wie ein Fernseher funktioniert.

Björg und ihr TV
Björk und ihr TV

Damals war sie noch nicht auf Solopfaden unterwegs und am besten als Leadsängerin der Band The Sugarcubes bekannt. Die Gruppe löste sich nur vier Jahre nach dem Interview auf, und Björk wurde kurz darauf auch alleine weltberühmt. Aber zu dieser Zeit war sie Kult – und was gibt es Besseres, um einen Kult zu verstehen, als ihn einen Fernseher auseinandernehmen zu lassen?

In dem Video öffnet die Musikerin das Plastikgehäuse des Geräts und spricht über das, was sie darin sehen kann. „Das sieht aus wie eine Stadt, wie ein kleines Modell einer Stadt„, sagt sie mit ihrer typischen Sing-Song-Stimme und zeigt auf die Drähte und die Elektrizität. „Und all die Häuser, die hier stehen, und die Straßen.

Aber der eigentliche Höhepunkt kommt am Ende, wenn die Musikerin erzählt, dass ihr ein isländischer Dichter einmal gesagt hat, dass Fernseher aus „Abermillionen kleiner Bildschirme“ bestehen. Beunruhigt von dieser Beschreibung bekam Björk Kopfschmerzen und befürchtete, dass die Fernsehgeräte sie hypnotisieren würden.

„[Aber] später, als ich mein dänisches Buch über das Fernsehen bekam, hörte ich auf, Angst zu haben, weil ich die Wahrheit las, die wissenschaftliche Wahrheit, und die war viel besser“, sagt sie. „Man sollte sich nicht von Poeten belügen lassen.“

Im Grunde genommen ist das Ganze ein magisches Kunstwerk, das Sie sich immer wieder ansehen sollten – als Verzauberung des Alltags.

Gentleman Barbarian, Armchair Adventurer, Mitglied der Wunderlandmiliz