Von Hexen in Hollywood
Die Idee des Dokumentarfilms „The witches of Hollywood“ aus dem Jahr 2020 klang sehr vielversprechend, bleibt allerdings stark hinter der Erwartung zurück. Laut Beschreibung wollte die Dokumentation den Archetyp der Hexe im Hollywood-Kino von den 1930er Jahren bis heute erforschen und wie er mit der Sozialgeschichte der weiblichen Macht verbunden ist.
Die Dokumentation startet direkt mit einem Mythos, der seit langer Zeit widerlegt ist, nämlich dass das Ziel der Hexenverfolgung in Europa Frauen waren. Diese Aussage ist allgemein nicht haltbar, denn Finnland hatte 50% Männer, Island sogar 90%. Wer es geographisch näher haben möchte: Salzburg mit 75%. Beruhend auf den Gerichtsakten kann man mittlerweile recht sicher sagen, dass der aller größte Teil der Hexenverfolgungen auf privaten Streitereien und Missgunst beruhten.
Diese Grundaussage bleibt als Leitbild durch den Film, lässt aber dabei völlig aus, dass die führende Köpfe des Okkultismus im 19. Jahrhundert weiblich waren, die nicht verfolgt, sondern verehrt wurden. Ebenso beruht der europäische Alchemismus auf den Arbeiten von ägyptischen Alchemistinnen, die ebenso angesehen waren. Leider beschränkt man sich auch nur auf die Filme, die die eigene These untermauern: Schneewittchen, Alice in Oz, Meine Frau ist eine Hexe, Bewitched, um dann im Schnellgang durch die moderneren Filme und Serien zu eilen, ohne sie oder ihre Wirkung wirklich zu besprechen. Charmed & Mayfair Witches, finden trotz ihrer großen kulturellen Wirkung überhaupt keine Erwähnung. Ebenso fehlt die parallele Entwicklung der „echten“ Hexen im untersuchten Zeitraum. Man bleibt bei dem diffusen Bild der Hexe aus der Zeit der Hexenverbrennungen, ohne auf die geschichtlichen Fakten einzugehen.
Aus meiner Sicht verpasst die Dokumentation ein spannendes und wichtiges Thema. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass die Hexen eine würdige Dokumentation bekommen hätten, die ihre Geschichte vielschichtig, von allen Seiten und positiv erzählt.