Verzauberung

Die Wunderlandmiliz

Schon im Jahre 2015 – oder genauer am Pungenday, Bureaucracy 24, im Jahre unserer Lady Discordia 3181 – veröffentlichte der Schriftsteller Christian von Aster sein Manifest gegen die Gentrifzierung des Wunderlandes. Heute, fast 10 Jahre später, ist dieser Text aktuell wie nie, denn heute spüren wir die Auswirkungen der düsteren Prophezeihungen von Asters. Das Wunderland ist verkauft und wird in Stücken auf dem Markt angeboten. Besonders sieht man dies an den Kino und Fernsehproduktionen unserer Zeit. Sie müssen lange suchen, bis sie einen Titel ohne Nummer am Ende finden. Sollte es sich nicht um den 9. Teil einer Serie handeln, so ist es wahrscheinlich ein seelenloser Reboot eines Titels, den man entweder besser vergessen hätte oder so ein Meisterwerk war, dass jede Kopie eine Beleidigung ist. Statt Story und Charaktere gibt es CGI und belangloses Feuerwerk, was vom Fehlen des Ersteren ablenken soll. Sicher, es gibt auch immer noch kleine Perlen, aber sie sind seltener geworden und werden von der Endschlacht der Helden aus dem bekannten Franchise-Universum an die Wand gedrängt. Bei Bücher sieht es nicht besser aus. Damit der Käufer zum Zücken der Geldbörse angeregt wird, wirbt der Autor oder die Autorin direkt mit den genutzten Tropes für sein Werk. Schießlich ist das Buch eine Ware, da müssen die Inhaltsstoffe exakt ausgewiesen werden (und ggf. gewarnt werden). Der Schreibende selber wird zur Clownfigur kleiner Werbeclips, in denen er verzweifelt versucht die schwindende Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, damit er kurz sein Buch in die Kamera halten kann – natürlich auch wieder mit Inhaltsstoffen und Warnhinweisen. Für Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Agenten oder Verlag.

Wenn euch jener Ort etwas wert ist, wenn auch ihr dort selbst großgeworden seid, und die Zeit dort euch etwas gelehrt hat, dann wehrt euch! Schließt euch der Wunderlandmiliz an. Und kämpft. Kämpft mit allem was ihr habt. Mit der Kamera, den Tasten, dem Stift, mit euren Freunden, euren Latexschwertern, euren Nerfguns und eurem Steampunkzylinder. Vor allem aber mit eurer Phantasie! Darum, dass niemand sich die Brüste vergrößern muss, damit er in einem Märchen mitspielen darf und darum, dass die Macht der Vorstellung grenzenlos und unberechenbar bleibt.

Schreibt Bücher, die sonderbar sind, Geschichten, die verwirren, erschafft Figuren, die niemals in eine Juniortüte passen würden. Stellt den voranpreschenden Geldmaschinen Bollwerke aus Buchstaben und Träumen entgegen und ersinnt Unglaubliches statt Verkäufliches. Wagt, mehr Undenkbares zu denken!

lhttp://herrvonaster.blogspot.com/2015/08/die-gentrifizierung-des-wunderlandes.html

Gentleman Barbarian, Armchair Adventurer, Mitglied der Wunderlandmiliz